Freitag, 27. November 2009

Überbucht – wie meinen sie das?

Auch sowas kann vorkommen. Nach langer Suche in Wellington haben wir endlich ein Hostel gefunden, das unseren Ansprüchen entsprach (das heißt annehmbare Internetoption und ein Parkplatz in grober Nähe) und jetzt das. Nachdem wir eingecheckt haben und unsere Zimmer mit dem nötigsten belegt erstmal die Stadt erkunden. Bei Rückkehr war eines der Betten (hier ist übrigens soviel los, dass wir nicht mal auf Anhieb in einem Zimmer unter kommen können) wieder leer geräumt und von jemand anderem belegt. Dummerweise ist diese Person (weiblich, lange braune Haare – mehr wissen wir nicht von ihr) immer noch nicht aufgetaucht – und dabei ist es 23 Uhr Ortszeit in Wellington. Nun ja, wie mit dem Hostelbesitzer abgesprochen werden wir nun Geld sparen und einer darf ganz alleine im Gemeinschaftsraum schlafen. Das heißt immerhin Einzelzimmer mit viel Platz (falls keiner rein platzt) etwas chaotisch sind sie ja die Kiwis, dafür aber eigentlich nie um eine Lösung verlegen. Irgendwie auch cool, wen auch nicht optimal.


So viel für heute – ist ja auch bald rum


Der Überbuchte


PS: wo kommt aber der überschüssige Schlüssel her?

In den eisigen Flammen des Schicksalsberges – oder: Tanz auf dem Vulkan


Um es gleich mal loszuwerden: wenn es hier mal regnet, dann richtig. Und wenn man dann noch auf genügend Höhe über NN angesiedelt ist, dann ist es nicht nur nass, sondern auch kalt. Blöd nur, dass wir eigentlich wandern wollten. 20km. Die Wanderung musste warten, allerdings nur zwei Tage, dann sagte der Wetterbericht, die Sonne wäre den Tongariro-Crossern gnädig. Also gut, Bus gebucht und früh aufgestanden. Dummerweise klang die Ansage des Besitzers am nächsten morgen auch schon wieder mehr nach Regen. „Hat jeder seine Jacke dabei? Ansonsten könnt ihr gleich dableiben. Na Toll. Auch noch Gefriertiere spielen. Und so sah es dann aus: Nebel und kalte Luft um 8.41 beim Start der Wanderung; vor uns 8h (nicht mehr und nicht weniger, der Bus hat nur eine Abfahrtszeit) und dabei ist die Mindestlaufzeit mit 6h veranschlagt. Und René will doch unbedingt auf den Schicksalsberg (den Originalnamen kann kein Mensch aussprechen, darum verwende ich den Herr der Ringe Namen . Für den der's trotzdem wissen will: Mt Nguangarhoe) – also heißt es bei jeder Etappe die gewonnen Zeit messen und etwas zügiger laufen... Gesagt, getrabt.

Die Erfahrung zeigte schon nach wenigen Stunden, dass wir noch etwas schneller waren, als im Führer angegeben, so fiel nach einer kurzen Diskussion am Fuße des Schicksalberges eine schicksalhafte Entscheidung: Es geht nach oben! Und wie. Anfangs noch erträglich aufwärts wurde der Vulkan immer steiler, kälter und zudem noch rutschiger (das Wissen, daß Vulkanasche der Hauptbestandteil des oberen Drittels eines solchen Berges ist, wird mich nie wieder verlassen). An Restgletschern vorbei ging es also hoch hinaus bis, ja bis ich kurz vorm aufgeben war. Es war schrecklich. Jeder Schritt den ich tat hatte so wenig halt, dass mein Fuß danach mindestens wieder soweit unten war wie davor. Der Blick auf die Leute, die Bergab kamen war auch nicht beruhigend. Das hat man nun davon, wenn man einen 2000er besteigen will und es keinen Lift, geschweige denn einen ausgewiesenen Weg gibt. Die letzte Kraft aufbringend (Julius war schon oben) hievte ich mich auf den Schneebedeckten Gipfel (Achtung, rutschig) und wurde mit einer Aussicht belohnt, die nicht ihres gleichen sucht, sondern unvergleichlich ist. Trotz Wolken, sah man Kilometerweit (man befand sich ja darüber) von der Mitte der Nordinsel bis zur Westküste auf Mt. Taranaki. Nach ein paar atcksigen Schritten auf dem eiskrustigen Schnee und den obligatorischen Erinnerungsfotos ging es abwärts, aber wie! Screegliding nennt das der Brite. Ich hätte nie gedacht, dass man nach 2 mühsamen Stunden Aufstieg tatsächlich in ca. 45 Minuten den Berg wieder unten ist. Ich hätte aber auch nicht damit gerechnet, dass ich auf meinem Hosenboden sitzend da runter rodeln würde und danach, wie von Siebenmeilenstiefeln getragen die Bergseite herunter gleiten. Nachdem man den Dreh raus hatte ein herrliches Gefühl (Ich hab davon immer noch Asche im Schuh)

Unten angekommen waren schon 4 der acht Stunden rum und vor uns lag noch der längste Teil der Standardwanderung, also wenig Zeit für Ruhe, laufen hieß die Devise. Durch dampfende Krater, vorbei an den schillernden Smaragdseen, dem roten Krater, der seinem Namen alle Ehre macht durch ein Wechselspiel von Gletschern, Kratern und steilen Kraterwänden. Am höchsten Punkt noch einmmal umgedreht und einen letzten Blick auf den (nun noch höher wirkenden) Schicksalsberg, sich gewundert, dass oben Dampfwölkchen aufsteigen (ist eben doch ein aktiver Vulkan), glücklich darüber die 2287 Meter oben gewesen zu sein und weitermarschiert. Der letzte Teil der Wanderung ging zwar größtenteils nach unten, war aber auch landschaftlich nicht sonderlich spektakulär was soll man machen. Lustig war, dass wir am Ende tatsächlich auf den Punkt genau am Bus standen, obwohl damit weder die Zeitvorgaben noch wir gerechnet haben.


Kaum der Rede wert, dass das Einschlafen an diesem Abend wenig Probleme bereitete :-)


Alles in allem ein herrliches Erlebnis, die Bilder lasse ich nun (fast) für sich sprechen



Der Vulkanologe